Meditation für Palmsonntag den 5. April. Von Pfarrerin Brigitte Schäfer.
Palmsonntag: Alle sind auf der Strasse und jubeln, als Jesus auf dem Esel in die Hauptstadt Jerusalem einzieht.
Viele breiteten auf dem Weg ihre Kleider aus, andere streuten Zweige, die sie auf den Feldern abgeschnitten hatten. Und die vorausgingen und die hinterhergingen, riefen: Hosanna, gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn!
So steht es im Markusevangelium (11, 1-11)
Doch wir sitzen zuhause. Es ist noch zu früh zum jubeln. Die Krise ist noch nicht ausgestanden.
Wie soll ich dich empfangen?
So heisst es im Lied 367, das sowohl für Advent wie für Palmsonntag passt.
Wie können wir Christus heute in unseren Herzen empfangen, in dieser Situation der Vereinzelung und Distanzierung, in dieser Atmosphäre der Furcht und des Misstrauens?
Wie können wir die Hoffnung in unsere Herzen hineinlassen und die Liebe nähren?
Vielleicht finden wir ja Antworten in diesem Lied von Paul Gerhard aus dem Jahr 1653. Es hat immerhin 10 Strophen, da könnte doch für jede und jeden von uns etwas dabei sein.
Ich bin mit meinen Gedanken bei den Strophen 2 und 7 hängengeblieben.
2) Dein Zion streut dir Palmen / und grüne Zweige hin,
und ich will dir in Psalmen / ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll dir grünen / in stetem Lob und Preis
und deinem Namen dienen, / so gut es kann und weiss.
Psalmen sind Gedichte und Lieder. Singen, Musik hören oder machen, Gedichte lesen oder schreiben, so zum Beispiel können wir unsere Herzen für Christus bereit machen – und dabei unseren! Sinn ermuntern.
Richten wir unsere Gedanken also nicht nur auf die täglichen Nachrichten und Statistiken, sondern lassen wir zwischendurch „unsere Herzen grünen“, indem wir Gott danken für all das, was wir doch noch haben: sauberes Wasser, genug zu Essen, eine frühlingshafte Natur um uns herum, ein Dach über dem Kopf, die Stille, unsere Telefone und Computer (und ein funktionierendes Elektrizitätswerk), um miteinander über die Distanz im Kontakt zu bleiben. – Und vergessen wir diejenigen Menschen nicht, denen auch das alles noch fehlt.
7) Ihr dürft euch nicht bemühen / noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen / mit eures Armes Macht.
Er kommt, er kommt mit Willen, / ist voller Lieb und Lust,
all’ Angst und Not zu stillen, / die ihm an euch bewusst.
Manchmal spüren wir in diesen Tagen unsere Ohnmacht. Wir können wenig tun und dürfen vieles nicht, was sinnvoll und nötig wäre. Die Liedstrophe drückt das Vertrauen aus, dass Gott weiss um unsere Not und Angst und voller Liebe zu uns kommen will. Aber wir können ihn nicht herbeischaffen und auch nicht herbeisorgen.
Zum Schluss zwei Zitate vom Reformator Martin Luther, die ein wenig darüber hinwegtrösten, dass wir uns nicht zum Gottesdienst treffen können:
„Wenn ein jeder seinem Nächsten diente, dann wäre die ganze Welt voll Gottesdienst.“
„Denn man dient Gott auch durch Nichtstun, ja durch keine Sache mehr als durch Nichtstun.“
Gott möge euch alle behüten!
Liebe Grüsse
Brigitte
PS: Wer Möglichkeiten sucht, in sicherer Distanz über Medien an Gottesdiensten oder Andachten teilzunehmen, findet Informationen auf der Seite https://www.ref.ch/digitale-kirchen/